Historie
Der Anfang
Im Zuge der Umbaumaßnahmen des Sportgeschäftes Janu im Ortszentrum von Hallstatt entdeckte der Eigentümer Fritz Janu 1987 bei Ausschachtungsarbeiten des vorher nur teilweise unterkellerten Gebäudes Mauerreste und umfangreiches Fundgut, wie etwa Keramik, Glas und Eisenobjekte. Schon seit langem an der Geschichte seines Wohnortes interessiert, erkannte Janu den historischen Wert der von ihm entdeckten Funde und meldete dieselben dem Oberösterreichischen Landesmuseum in Linz, welches nach Besichtigung der Fundstelle das Bundesdenkmalamt in Kenntnis setzte. Da sich das Bundesdenkmalamt aufgrund personeller Engpässe nicht in der Lage sah, eine Notgrabung durchzuführen, entschloss sich das Oberösterreichische Landesmuseum diese selbst – und zwar unter der Leitung von Frau Dr. Christine Schwanzar – durchzuführen. Es wurden in der Folge die bereits bei den Bauarbeiten freigelegten Mauerzüge und die neuen Befunde dokumentiert. Interpretiert wurden die Befunde und Funde als Reste der bis 1896 an dieser Stelle befindlichen k.k. Amtsschmiede.
Grabung
Im Anschluss an diese erste wissenschaftliche Untersuchung des Kellerraums Janu führte der Eigentümer die Baumaßnahmen in seinem Haus unter nur sporadischer wissenschaftlicher Aufsicht weiter. Dies erschien deswegen unbedenklich, da die bereits aufgedeckten Mauerzüge in die Neuzeit datiert wurden und selbst diese aufgrund des persönlichen Interesses Fritz Janus sehr sorgfältig freigelegt wurden.
Im weiteren Verlauf der Ausschachtungsarbeiten unter seinem Geschäft stieß Janu auf eine Unzahl weiter Befunde, die er vorsichtig freilegte und photographisch dokumentierte. Im Zuge dieser Bauarbeiten wurde noch vor Beginn der ersten systematischen Grabung praktisch das gesamte Gebäude etwa 2,00 bis 2,50m tief unterkellert. Der größte Teil der aufgefunden Mauerreste blieb dabei in situ erhalten, auch die Fundstücke wurden aufgehoben.
Während einer archäologischen Besichtigung stellte sich im Sommer 1990 heraus, dass unter dem Sportgeschäft nicht nur die Ruinen der Schmiede, sondern weitere, möglicherweise sogar bedeutend Ältere Bauteile freigelegt worden waren. Bei der Begutachtung des Fundgutes fielen neben dem großen Anteil der mit der Schmiede unmittelbar in Verbindung zu bringenden Objekte aus dem 18. und 19. Jhd. die Menge Älterer Funde auf. Zu nennen sind hier zahlreiche Ofenkacheln aus dem 14., 15. und 16. Jhd. und mittelalterliche bis neuzeitliche Gefäßkeramik; die Ältesten Stücke scheinen bis in das 13. Jhd. zurückzureichen. Bei den Gebäuderesten waren insbesondere bis zu 1,80 m dicke Mauern mit Mörtelverputz und größere Teile eines sorgfältig gesetzten Kopfsteinpflasters bemerkenswert. Die Gesamtheit dieser vor allem spätmittelalterlichen Funde und Befunde wiesen eine derart herausragende Qualität auf, dass mit einem besonderen, in irgendeiner Weise aus der übrigen mittelalterlichen Bebauung von Hallstatt herausragenden Gebäudekomplex gerechnet werden konnte. Es lag nahe, die aufgedeckten Reste mit dem mittelalterlichen Verwaltungsbezirk der Saline, dem „Hof“ in Verbindung zu bringen.
Weiter erweckten neben den mittelalterlichen Objekten unzählige, mit Sicherheit römische Keramikfragmente (Terra Sigillata und feintonige Gebrauchskeramik) größtes Interesse. Aufgrund der Befundlage war auch bei einigen Mauern eine Datierung in römische Zeit wahrscheinlich. Überraschend war das Auftreten latänezeitlicher Keramik, welche – wie Janu glaubhaft mitteilte – aus ungestörten Schichtverbänden stammte. Anhand der bis zu diesem Zeitpunkt vorliegenden Funde und Befunde schien es somit möglich zu sein, im Bereich des Sportgeschäftes eine Besiedlung von der Latänezeit über die römische Kaiserzeit, das Spätmittelalters, die frühe Neuzeit bis ins 19. Jh. nachweisen zu können. Dies erschien umso interessanter, da von jeher das archäologische Augenmerk im Bereich von Hallstatt fast ausschließlich dem Salzbergtal galt. Aus dem Ortsbereich liegen hingegen so gut wie keine archäologisch geborgenen Befunde und Funde vor.
Wegen dieser Bedeutung und auch wegen der guten Erhaltung erschien angesichts der geplanten weiteren Umbaumaßnahmen des Gebäudes rasches Handeln notwendig. Nach Rücksprache mit Frau Dr. Christine Schwanzar, Oberösterreichisches Landesmuseum, und Frau Dr. Christa Farka, Bundesdenkmalamt, wurden vom 27.12. bis 31.12.1990 von einer kleinen Gruppe Wiener Studenten die bis zu diesem Zeitpunkt freigelegten Befunde systematisch dokumentiert und der größte Teil der Funde aufgenommen. In den folgenden Jahren wurden insgesamt vier Grabungskampagnen vom Bundesdenkmalamt bewilligt und finanziert. Die Grabungen standen unter der wissenschaftlichen Leitung von Dr. Christa Farka, die örtliche Grabungsleitung oblag Dr. Wolfgang Neubauer und wurde durch Fritz Janu und dessen Familie mit großem persönlichen Einsatz unterstützt. Das Ziel der archäologischen Untersuchung war es, die bereits freigelegten und noch zu erwartende Befunde stratigraphisch einzuordnen und zu datieren. Während der ersten beiden Kampagnen (27.12.1991 bis 20.1.1992 und 3.1. bis 3.2.1993) wurde der Kellerraum des Gebäudes untersucht, in einer dritten (4.1. bis 18.1. 1994) der südlich anschließende Garagenbereich und in einer letzten Kampagne (23.11. bis 14.12.1994) ein verhältnismäßig kleines, direkt im Westen an das Gebäude anschließendes Areal.